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Wildbienenförderung im Garten – ein Muss für alle Naturfreunde

Wildbienenförderung im Garten bedeutet nicht nur Nahrung, sondern auch die Errichtung geeigneter Wohnstätten und richtiger Nistplätze.

Beim Thema „Wildbienenförderung“ denken die meisten Menschen an üppig blühende Beete, die von Februar bis November in den schönsten Farben leuchten und mit den ungefüllten, nektarreichen Blüten viele Insekten anlocken. Selbstverständlich ist das Nahrungsangebot in der freien Natur aufgrund von Flächenversiegelung immer kleiner geworden und Wildbienen, Schmetterlinge und Co. sind dankbar für jede Blüte. Doch vor allem Bienen und Hummeln finden kaum Wohnstätten, Nistplätze und Überwinterungsorte. Gärtner und Gärtnerinnen können deshalb kreativ werden und beispielsweise Steinhaufen, Sandlinsen oder Totholzhaufen im Garten oder auf dem Balkon errichten. Das geht sehr einfach und wird von zahlreichen Wildbienen dankend angenommen.

Wildbienenförderung gegen Eintönigkeit

Gärten sollen ein ordentliches Bild abgeben, pflegeleicht sein und sich vor der Nachbarschaft hübsch präsentieren. Daher läuten prachtvolle Tulpen in der gepflegten Rabatte das Frühjahr ein, leuchtende Edelrosen im Vorgarten strahlen im Sommer mit der Sonne um die Wette und im Herbst setzen markante Chrysanthemen das Staudenbeet in Szene. Doch leider ist in immer weniger Gärten noch Summen, Brummen, Zwitschern oder Surren zu hören, weil diese Gewächse weder Rückzugsorte noch Nahrung für diverse Tiere bieten. Zahlreiche der über 600 in der Schweiz einheimischen Wildbienenarten sind aufgrund von Umweltveränderungen gefährdet. Weil bei den Pflanzen die Staubgefässe weggezüchtet wurden und diese weder Nektar noch Pollen als Nahrung liefern. Und weil Beete, Grünflächen und Grundstücksbegrenzungen akkurat getrimmt werden statt Naturmaterialien als Rückzugsort an bestimmten Stellen liegen zu lassen. Dabei wünschen sich besonders Wildbienen, Schmetterlinge und Co. Gärten mit nektar- und pollenreichen Pflanzen sowie Holz, Steine, Sand oder Staudenstängel als Unterschlupf und Brutmöglichkeit.

Schon mit geringem Aufwand können Gärtner und Gärtnerinnen sich für die Wildbienenförderung einsetzen. Mit Blütenstauden, Nährgehölzen und Obstbäumen lassen sich wertvolle Lebensräume für Insekten anlegen. Diese sind darüber hinaus wesentlich pflegeleichter als jeder Traumrasen und jedes Rosenbeet. Auch die Installation von Totholzhaufen, Trockensteinmauern oder Sandlinsen ist einfach und preiswert. Vor allem in den Städten wächst die Bedeutung von Wildbienenförderung in Gärten zunehmend durch die Flächenversiegelung und den Verlust von naturnahen Grünflächen. Und auch wenn die meisten Gärtner und Gärtnerinnen nur einen kleinen Teil umsetzen, kann das bereits grosse Auswirkungen haben. Sowohl für die Insektenwelt, aber auch für die Gärtner und Gärtnerinnen. Denn nicht zuletzt profitieren auch sie von der Wildbienenförderung, weil die Insekten die Bestäubung nahezu aller Nutzpflanzen übernehmen und so eine reiche Obst- und Gemüseernte sichern.

Da etwa 2/3 der in der Schweiz einheimischen Wildbienen die Nester in selbst gegrabenen Gängen im Boden anlegen, ist daher der Fokus bei der Wildbienenförderung auf diese Art der Gestaltung von Nistmöglichkeiten besonders wichtig. Insgesamt ist es jedoch von grosser Bedeutung, verschiedene Flächen im Garten anzubieten, damit sich möglichst viele Wildbienenarten einfinden. Die Nester von Wildbienen werden zum Beispiel in der Erde, im Totholz, in Pflanzenstängeln, in Ritzen von Steinen und Mauern, in Baumstämmen oder in Schneckenhäusern angelegt. Die Flächen, welche der Wildbienenförderung dienen, müssen stets sonnig sein. Viele Arten bevorzugen vor allem Sand, Löss oder Lehm als Baumaterial für ihre Nester, weshalb diese Substrate unerlässlich sind, wenn Gärtner und Gärtnerinnen die Wildbienenförderung umsetzen.

Eine Sandlinse richtig bauen

Insbesondere Besitzer und Besitzerinnen von Kies- und Schottergärten haben die Möglichkeit, als Wildbienenförderung die lebensfeindlichen Flächen in blühende Inseln mit kleinen Biotopen zu verwandeln. Doch auch ausgediente Sandkästen in Familiengärten oder brach liegende Beete auf der Terrasse sind ideal, um sie in eine Sandlinse umzubauen. Sogar als ökologische Unterbrechung von Rasenflächen ist die Sandlinse geeignet. Angst vor Stichen brauchen Gärtner und Gärtnerinnen nicht zu haben, denn Wildbienen besitzen zwar einen Giftstachel, den sie zur Not auch einsetzen würden, um sich zu verteidigen. Doch die Tiere sind, im Gegensatz zu Honigbienen, friedlich und zudem kann der Stachel der menschlichen Haut praktisch nichts anhaben. Aus diesem Grund ist die Anlage einer Sandlinse im Sinne der Wildbienenförderung völlig ungefährlich und auch in Familiengärten bestens geeignet. Die sandige Fläche wird von mehr als 350 Wildbienenarten als Nistplatz angenommen. Voraussetzung sind allerdings die richtige Konstruktion, die passende Lage und die geeigneten Baumaterialien.

Am besten ist es, bereits im Herbst, oder bei ungefrorenem Boden auch im Winter mit der Wildbienenförderung zu beginnen und die Sandlinsen zu installieren. Da einige der hiesigen Wildbienen bereits ab Februar mit der Suche nach einer geeigneten Brutstätte beginnen. Eine Sandlinse sollte möglichst den sonnigsten Platz im Garten erhalten und eine Fläche von mindestens 50 x 50 cm einnehmen. Je grösser, desto besser. Bei der Wahl des Sandes ist es wichtig, auf speziellen Wildbienensand zurückzugreifen. Dieser weist eine besonders feine Struktur auf, ist gut formbar und zudem auch pH-neutral. Bei der Umgestaltung eines alten Sandkastens kann die Fühlprobe Auskunft geben, ob das Substrat als Wildbienensand geeignet ist. Wenn der feuchte Spielsand zu einer Kugel geformt wird und dann auch im trockenen Zustand nicht zusammenfällt, ist das Substrat passend. Andernfalls ist der Sand zu wenig stark bindend und würde um die Niströhren herum einbrechen. In diesem Fall sollte der Sand gegen umweltverträglichen und nachhaltigen Wildbienensand aus ausgetauscht werden. Diesen gibt es auch von RICOTER.

Wenn eine passende Fläche im Garten auserkoren ist, dann muss eine Mulde von mindestens 30 cm Tiefe ausgehoben werden. Nur so haben die Wildbienen genug Platz, um Nistgänge zu graben. Ist der Gartenboden sehr lehmig oder verdichtet, kann eine Drainageschicht aus Kies oder Schotter helfen, für ausreichend Wasserabfluss zu sorgen. Der Wildbienensand wird dann direkt auf die Drainageschicht gegeben und immer wieder verdichtet. Zum Schluss sollten Gärtner und Gärtnerinnen die Sandlinse nicht gerade abschliessen, sondern eine Kuppe mit etwa 30 cm Höhe formen und diese gut festklopfen. Die direkte Umgebung kann zum Schluss noch mit Totholz, Wurzeln oder Steinlinsen gestaltet und mit nektar- und pollenreichen Wildstauden bepflanzt werden. In die Fläche einwachsende Stauden dürfen nur geschnitten werden, damit die Wildbienen immer ausreichend Platz zum Nisten haben und die Sandlinse von ihnen gut erkennt werden kann. Auf das Jäten muss verzichtet werden.

Steine, Stängel und Totholz zur Wildbienenförderung einsetzen

Doch nicht nur Sand ist für Wildbienen unerlässlich, auch Holz ist ein wichtiges Bau- und Nistmaterial für zahlreiche Arten. Während die einen Wildbienen an morschem Holz nagen, um die Speichel-Holzspäne-Mischung für den Verschluss der Brutkammern zu nutzen, legen andere ihre Eier direkt in die Hohlräume von unbehandeltem, altem Holz. Es ist daher eine gute Möglichkeit, für die Wildbienenförderung Holzreste im Garten zu verwerten. Gärtner und Gärtnerinnen können zum Beispiel Stämme und Wurzelstöcke als Totholzhaufen in einer ruhigen Gartenecke aufschichten. Auch eine Benjeshecke bzw. Zweighecke ist eine schöne und ökologische Alternative zum Gartenzaun – selbst wenn es nur ein kleiner Abschnitt ist.

Ein weiteres Material, das ohne viel Aufwand im Garten zur Wildbienenförderung integriert werden kann, ist Stein. Am besten greifen Gärtner und Gärtnerinnen auf Material aus der Region zurück oder sammeln Kiesel- und Flusssteine. In unterschiedlichen Grössen lassen sie sich einfach als Steinhaufen schichten. Wenn Gärtner und Gärtnerinnen mehr Musse haben, dann ist der Bau einer Trockensteinmauer die beste Möglichkeit, aus Steinen wertvolle Lebens- und Bruträume für Wildbienen, aber auch für Eidechsen, Käfer und Schmetterlinge zu gestalten. Denn die lose geschichteten Steine tanken die Sonnenwärme und geben sie langsam ab. In dieser Umgebung können diverse Insekten leben, in den Fugen finden sie Nahrung und Platz für die Aufzucht des Nachwuchses

Selbst wer keinen enormen Aufwand betreiben möchte oder kann, ist dennoch in der Lage, durch kleine Massnahmen grosse Veränderungen zu bewirken. Viele Wildbienen mögen nämlich die markhaltigen Stängel von Brombeere, Holunder, Brennnessel oder Königskerze. Wenn Gärtner und Gärtnerinnen diese in etwa 20 cm lange Stücke schneiden und sie im Abstand von etwa 10 cm senkrecht an eine Girlande hängen, dann ist vielen Arten geholfen. Denn mehr etliche Wildbienenarten bohren ihre Brutgänge in markhaltige, senkrechte Stängel und legen dort ihre Eier ab. Einfacher und hübscher geht Wildbienenförderung kaum.

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